Der 10-Euro-Peiler von DL7UNO fürs 70cm-Band
Ein 70cm-AM-Peilempfänger fürs 433,92-MHz-ISM-Band, den man für 10 Euro++ an einem Nachmittag aufbauen kann
von Roland Walter, DL7UNO
Strickanleitung zum internen Gebrauch im OV D15, ergänzte Version 6 vom 19.9.2024
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Auf meiner Webseite www.flohjagd.de habe ich einen streichholzschachtelgroßen 70cm-Peilsender mit 1,8 mW Sendeleistung beschrieben, der die üblichen Fuchsjagd-Kennungen als AM ausgibt, also hörbare 1-KHz-Töne, die mit einem gewöhnlichen AM- oder FM-Empfänger demoduliert werden können. Man findet auf der Webseite die komplette Beschreibung zum Eigenbau. Alternativ sind noch etliche Sender fertig aufgebaut samt Büchlein bestellbar, an denen ich mich bereichere 🪙🪙🪙. Der damals verwendete passende Peilempfänger basierte auf dem Chip MICRF002, kann aber mit heutigen Mitteln besser und billiger aufgebaut werden. Das wird hier beschrieben. Im Grunde kauft man nur das Empfängermodul, einen Kristallohrhörer, eine dazu passende 3,5mm-Stereo-Klinkenbuchse und 4 Fahrradspeichen samt Muttern und bekommt das Gerät dann an einem Nachmittag fertig aufgebaut. Ich habs probiert :-)
▲ Warum 70cm, warum die 433,92 MHz?
Fuchsjagden finden normalerweise im 80m- oder 2m-Amateurfunkband statt. Es gibt also wenig fertige Peiltechnik fürs 70cm-Band.
ABER: Die Frequenz 433,92 MHz +/- Toleranz ist eine Frequenz (von zahleichen), auf der man bei Einhaltung bestimmter technischer Parameter ohne Lizenz senden darf. Das betrifft die bekannten kleinen LPD-Funkgeräte, vor allem aber Geräte wie Fernsteuerungen, drahtlose Thermometer u.v.a.m. Durch den hohen industriellen Bedarf sind in den letzten Jahrzehnten immer einfachere und bessere Sender und Emfänger für diese Frequenz auf den Markt gekommen, die man bei etwas Phantasie auch für den Amateurfunk nutzen kann. Und: Die Frequenz 433,92 MHz liegt mitten im 70-cm-Amateurfunkband.
DAS HEISST: Die Frequenz 433,92 MHz schreit förmlich danach, für Fuchsjagden genutzt zu werden, wenn man z.B. gemeinsam mit Freunden und Verwandten seinen Spaß haben will, diese aber keine Amateurfunklizenz haben, und das mit ganz wenig Geld und Aufwand. Einschränkung: Nicht-Funkamateure dürfen nur fertig aufgebaute Sender benutzen, die die entsprechende Norm erfüllen. Genau wie bei LPD-Funkgeräten - kaufen oder schenken lassen und benutzen. Fertig.
Einen fertig aufgebauten Sender gibts samt kompletter Beschreibung auf meiner Webseite www.flohjagd.de, weshalb ich darauf hier nicht eingehen werde. Hier soll es um den Peilempfänger geben.
▲ Der Peilempfänger in aller Kürze
Grundlage ist ein Empfängermodul, das es bei eBay, Amazon, AliExpress und anderswo für 2...5 Euro aufwärts zu kaufen gibt. Einer der Namen ist RXB6, und davon die Variante für 433,92 MHz. Aufpassen, (1) das Modul gibts für 315/433.92/868/914.5MHz und (2) man sollte versuchen, Version 2 zu kaufen, bei der auf der Rückseite "RXB6" aufgedruckt ist und darunter etrwas kleiner "2.0". Bei dieser Version ist nämlich ein analoger Ausgang "RSSI" für die inverse Signalstärke vorhanden (hier genauer beschrieben), falls man vorhat ein S-Meter anzubauen. Für den Betrieb nur mit Kopfhörer (Beurteilung akustisch nach AGC) ist die Beschaltung mehr als einfach:
An den Antennenanschluss und Antennen-Ground kommt ein 70cm-Dipol mit Reflektor oder eine andere Peilantenne wie die recht bekannte HB9CV oder eine Yagi. An die Stromanschlüsse kommt im einfachsten Fall eine 3-Volt-Lithiumzelle wie die CR2032. Der Stromverbrauch ist knapp 5mA, fangt also nicht mit einem Akku an. Als Kopfhörer wird ein Kristallohrhörer angeschlossen, auch verkauft als Piezo-Kopfhörer. Damit erhält man einen vollen kräftigen Ton. Bei anderen Kopfhörern bitte erst in die Datenblätter schauen, denn Kristallohrhörer sind sehr hochohmig; bei anderen Kopfhörern könnte die Belastung u.U. zu hoch sein.
Das ist im Grunde schon alles!
Der Trick ist, dass der verbaute 1-Chip-Empfänger, ein CY590 (PDF-Datasheet hier), eine interne AGC hat, eine automatische Empfindlichkeitsregelung. Bei starken Signalen dämpft er die Empfindlichkeit, was man sehr gut daran hört, dass das UKW-Rauschen geringer wird. Ist das Signal weg, wird innerhalb einer bestimmten Zeit die Empfindlichkeit wieder hochgezogen, was gut am (wieder) stärker werdenen Rauschen zu erkennen ist. Die Signalstärke kann man sehr gut daran erkennen, wie lange es dauert, bis das Rauschen wieder kommt und wie stark es ist. Das ist das entscheidende Kriterium für die Peilung und ersetzt ein Zeigermessinstrument völlig.
Da es keine weiteren wesentlichen Bauteile außer den CY590 gibt, wäre der Empfänger bis auf die Batteriezelle wie der CY590 von –40°C to +85°C einsetzbar. Also wirklich außentauglich.
Der Empfänger-Chip ist ein echter Superhet, dessen genauer Aufbau aber leider äußerst zurückhaltend beschrieben wird. Die Bandbreite wird bei 433,92 MHz mit 580 KHz angegeben, die ZF bei 433,92 MHz ist 1,138 MHz, die Spiegelfrequenzunterdrückung ist typisch 20dB. Gedacht ist der Chip für Datenübertragung mit simplem OnOffKeying und normalerweise werden am Ausgang Mikrocontroller o.ä. angeschlossen.
Der Spannungsbereich ist 2,6V ... 5,5V (max. 6V), die Stromaufnahme liegt bei 3 Volt Versorgungsspannung und 433,92 MHz bei etwa 3,3 mA. Die Empfindlichkeit beträgt bei 3 Volt und 433,92 MHz -115 dBm. In der Praxis wird man den kleinen 1,8-mW-Peilsender etwa 400 Meter weit hören, bis er langsam im Rauschen verschwindet, falls der nicht in nassem Gesträuch hängt oder in eine ungünstige Richtung strahlt. Das genügt im Gelände völlig!
Mehr: Siehe Datasheet.
Noch einmal zur Erinnerung: Das Modul RXB6 ist in seiner Urversion mit dem Chip CY590 gut für unsere Zwecke geeignet. Aber es gibt das Modul auch als "Version 2". Diese beruht auf dem Chip SYN500R als Empfängerchip (kein CY590). Dieser hat einen separaten analogen Ausgang, der nach kleineren Modifikationen des Moduls zum Anzeigen der Feldstärke genutzt werden kann. Das soll jetzt nicht das Thema sein, aber unten sind einige Informationen dazu angefügt.
▲ Peilantenne: Dipol mit Reflektor
Links ist ein Dipol mit Reflektor (= 2-Element-Yagi) als bemaßtes Schaltbild zur Übersicht.
Dieser Typ Peilantenne ist für unseren Zweck wirklich gut, sehr überraschend vor allem bei (nur) 7 Zentimetern Abstand zwischen Dipol und Reflektor. Die Antenne ist einfach, stabil, kann gleich ins Gehäuse integriert werden, hat aber auch interessante elektrische Eigenschaften. Ansonsten ist der Abstand zwischen Dipol und Reflektor wenig kritisch, der größte angegebene Abstand bringt (getestet) gerade einmal 10% mehr Reichweite gegenüber 7 Zentimetern.
Bei 7 Zentimetern ergibt sich ein interesanter Kompromiss zwischen allen Parametern: große Breitbandigkeit, fast gar kein Schielen, ausreichende Empfindlichkeit (oben schon erwähnt: mehr Abstand brachte max. 10% mehr Reichweite) und sehr gutes Vor-Rückwärts-Verhältnis.
Frank hat sich genau diese Antenne mal in einem Antennensimulationsprogramm (MMANA?) angeschaut:
Elementlänge Strahler: 32 cm, Reflektor: 36 cm, Abstand 7 cm, simuliert als Kupferdraht ø1,5mm.
Gmax (0 Grad) zu G (90 Grad) = 35,2 dB
Es folgen als Bilder das Horizontaldiagramm, das Vertikaldiagramm (das für uns unwichtig ist) und das SWR abhängig von der Frequenz:
▲ Bauanleitung
Im Unterschied zur Standardbeschaltung wie im Datasheet nehmen schlicht eine Peilantenne statt einigen Zentimetern Draht, sowie einem Kristallohrhörer statt einem digitalen Datenabnehmer und achten etwas darauf, dass möglichst wenig HF seitlich einstrahlt. Damit ist für uns alles Wichtige gesagt ;-)
- Wesentliche Bauteile: Modul RXB6 (am besten zwei, wenn man auch einen Nahfelddetektor bauen will), Kristallohrhörer, 3,5mm-Stereo-Klinkenbuchse, Gehäuse minimal 9 x 2 x 1 cm groß, 4 Fahrradspeichen ≥18 cm lang inklusive Speichenschrauben.
- Benötigt werden 4 Speichen mit mindestens 18 cm Länge inklusive Speichenschrauben. Letztere sind normalerweise (hoffentlich) innen Messing und außen Chrom oder Nickel.
- Bei allen 4 Speichen die Speichenschraube bis auf Sollposition aufdrehen (nur 2, wenn Reflektor über Kopf verschraubt, s.u.).
- Am flachen Ende der Speichenschraube mit mit Schlichtfeile die Chrom-/Nickel-Schicht abfeilen. Keine Sorge, wenn es nicht sofort goldig aussieht.
- Je eine Speiche senkrecht mit Schraube nach oben in Schraubstock.
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80-Watt-Lötkolben und Lötzinn schön lange hinten auf die abgefeilte Stelle, bis das Lötzinn wirklich gründlich angenommen wurde. Speziell bei den beiden Schrauben des Reflektors muss so viel Lötzinn aufgetragen sein, dass bloßes Erhitzen mit dem Lötkolben (ohne zusätzliches Lötzinn) genügt, die Schrauben Kopf an Kopf zu verlöten.
- Achtung: Auch Speichenschrauben haben Wärmekapazität, also nicht die Finger verbrennen (ernsthaft!).
- Beim Reflektor werden später zwei Speichenschrauben Kopf an Kopf aneinandergelötet, daher jede Reflektospeiche inklusive aufgeschraubter Schraube 175mm lang kneifen; das macht dann 350 mm Gesamtlänge.
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Die beiden Dipol-Speichen müssten theoretisch insgesamt 328 mm Gesamtlänge haben, also 328 / 2 = 164 mm pro Speiche. Ich habe je 1 mm für die Isolation in der Mitte abgezogen, d.h. 163 mm pro Speiche. Achtung: Wieder inklusive Speichenschraube. Aber die Länge ist bei Empfängern ohnehin nicht allzu kritisch und bei 7 Zentimetern Dipol-Reflektor-Abstand ist der Dipol auch sehr breitbandig (mehr siehe unten).
- Speichen sind aus sehr zähem guten Stahl gemacht, man braucht daher eine Kneifzange mit sehr langem Hebel. Nicht verkrampfen, es geht mit gleichmäßig starkem Druck auch ohne verzerrte Nackenmuskeln, wenn man die Speiche beim Kneifen vorsichtig hin und her bewegt. Verbiegt sie sich dabei leicht, macht das nichts, Speichen kann man (guter zäher Stahl...) auch wieder zurückbiegen. Dafür genügt eine gewöhnliche Kombizange.
- Kneifstelle entgraten: Achtung, das wäre später eine Stelle für ausgestochene Augen! Das Entgraten geht selbst bei Speichenstahl mit der Schlichtfeile recht gut.
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Reflektor-Speichen an den Schrauben Kopf an Kopf verlöten. Ich habe einfach aus dem Holzstab einer Silvesterrakete vier Stäbchen gebrochen und je zwei Stäbchen als Auflage für je eine Speiche genommen. Möglichst parallel auflegen, versuchen, eine gerade Linie zu bilden, gut mit Zeigefinger und Daumen der gespreizten Hand nach unten auf den Tisch festdrücken. Und dann mit dem 80-Watt-Lötkolben LANGE erhitzen, bis das Lötzinn an der Kontaktstelle flüssig ist. Dann Lötkolben weg und LANGE festhalten, bis das Lötzinn erstarrt ist. Dabei kann man durchaus noch eine Weile lang die Position korrigieren. Wie man auf dem Foto sieht, ist das Ergebnis bei mir nicht völlig perfekt, aber wir peilen auf maximal 400 Meter im Laufen ohne Kartenzeichnerei, das macht also in der Praxis nichts aus. Besser wäre wohl eine gute Fixierung mit Klemmschrauben - aber wie gesagt, ich habe es halbwegs (na ja) per Hand hingekriegt.
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Beim Reflektor kann man die beiden Speichen aber auch mit nur einer Speichenmutter über Kopf verschrauben, wenn man darauf verzichten kann, die Antennen später für Transport und Lagerung abzuschrauben (ginge auch, aber dann müsste die Mutter wohl mittig fixiert werden - aber lohnt das dann noch die Einsparung?).
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Im Schraubstock nacheinander die Dipol-Speichen mit Schraube nach oben einspannen. Auf die Stirnseite der Schrauben je ein kurzes Stück starren Schaltdraht löten. Hier den 80-Watt-Lötkolben nicht zu lange ansetzen und Unterarm aufstützen, sonst dauert das Erstarren zu lange und das Zittern der Hand verhindert die Verbindung. Etwas besser: Ein Stück geschirmtes Kabel (Scheinwiderstand egal, spielt erst ab λ/2 eine Rolle); das angestrebte Ziel wäre, im Sendernahfeld mit abgeschraubter Antenne so wenig Signal wie möglich aufzunehmen. Alternative: Zweites gleich aufgebautes Gerät OHNE Peilantenne als Nahfeld-Detektor; eine herausziehbare/steckbare Mini-Antenne reguliert die Empfindlichkeit.
- Plastik-Gehäuse: Die Bohrlöcher für die Speichen sollten großzügig sein, um die Speichen gut "einfädeln" zu können und hinterher die Ausrichtung korrigieren zu können. Den Halt kriegen die Antännenstäbe später ohnehin erst mit Zweikomponentenkleber.
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Beim Reflektor merkt man die Nützlichkeit der Schraubverbindung: Eine Speiche abschrauben und man bekommt auch den langen Reflektor gut ins Gehäuse "eingefädelt". Wer dazu keine Lust hat, ich verrats erst jetzt zum Schluss: Eine Lüsterklemme tuts notfalls auch, aber halt nicht so schön.
Das Gehäuse im Bild links ist übrigens zu lang für meinen Geschmack. Dazu siehe unten Diskussion zum Dipol-Reflektor-Abstand.
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Antennenstäbe schön symmetrisch und parallel ausrichten, auch hier helfen wieder die vier Hölzchen. Dann mit Zweikomponentenkleber fixieren. Ich habe "Pattex Duo" genommen. Aushärten auf abgelegener Stelle, Familie und Haustiere ins Exil schicken, und 6 Stunden lang (Pattex Duo) ganz ruhig bleiben! Gut ist es natürlich, wenn das Kleben so erfolgt, dass die Speichen hinterher noch herausschraubbar sind. Statt der Silvesterraketenstäbe sind Holzlöffel von Stieleis hervorragende Werkzeuge, Abstandshalter u.s.w. - und können auch gut zum Mischen und Auftragen des Zweikomponentenklebers verwendet werden. Ich habe davon immer eine kleine Schachtel vorrätig.
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Macht unbedingt (!!!) Schrumpfschlauch ans Ende der Antennenstäbe als Augenschutz. Am besten roten Schrumpfschlauch für die Dipolstäbe und schwarzen für die Reflektorstäbe.
Einlage zum Demotivieren: Ich habe das Ganze aber auch schon erfolgreich mit Teilen aus dem Stabilbaukasten gemacht ;-)
Kristallohrhörer haben gewöhnlich einen 3,5mm-Mono-Klinkenstecker. Es ist naheliegend, eine 3,5mm-Stereo-Klinkenbuchse ans Gehäuse zu schrauben. Beim Einstecken eines Mono-Klinkensteckers werden die Kanäle Links und Rechts kurzgeschlossen. Da der Ohrhörer gegen Masse betrieben wird, schalten wir über den Klinkenstecker einfach die Masse von Batterie-Minuspol zur Masse des RB6-Moduls, und schon spart das den Einschalter. Es muss ja nicht zwingend immer der Pluspol sein. Ein Steckerziehen ist natürlich unbequemer als ein Schalterdruck. Aber der Empfänger muss ja während der Fuchsjagd nicht ausgeschaltet werden. Die Lithiumzelle hat eine Kapazität von 230 mAh - und falls wie im Datenblatt angegeben nur 3,3 mA fließen, würden wir 70 Stunden Fuchsjagd durchstehen.
▲ Nahfeld-Detektor
Jeder hat seine eigenen Vorlieben, aber da das grundlegende Modul nur 4...5 Euro kostet, würde ich den Peiler schön einfach halten und nicht zu viel Firlefanz drumherum bauen. ABER: Wer schon Fuchsjagden gemacht hat, weiß, das die echten Probleme im Nahfeld des Senders kommen, wenn das Feld zu stark wird - und es wird ja im Exponent der Annäherung stärker!!! Deshalb empfielt es sich, für weitere 4...5 Euro gleich ein zweites Empfängermodul mitzukaufen und als Nahfeld-Detektor zu verwenden: Empfänger in ein Blechgehäuse einbauen, Kopfhörerausgang gut HF-seitig abblocken und nur eine Stabantenne nach außen herausragen lassen. Das kann ein Stück Teleskopantenne sein oder eine Klemmbuchse, in die ein Stab variabel tief hineingeschoben werden kann.
Das folgende Bild zeigt (nur als Idee), dass alle wesentlichen Teile in eine kleine Pfefferminzbonbonschachtel aus Blech passen. Für die amerikanischen Liebhaber der deutschen Sprache: das würde sozusagen ein
Miniaturweißblechpfefferminzbonbonschachtelfuchsjagdnahfeldbilligdetektorempfänger
werden.
▲ Kritik
- In stark gestörter Umgebung wie Großstädten stören die vielen Geräte, die auf der ISM-Frequenz 433,92 MHz ihre Signale aussenden und stopfen die AGC des Empfängers ziemlich zu. Allerdings haben wir trotzdem erfolgreich mehrere Fuchsjagden mit Kindern mitten in einem Berliner Neubaugebiet gemacht.
- Ideal sind eher Kleinstsender mit wenigen Milliwatt Sendeleistung, die einen hörbaren Ton in AM-Modulation ausstrahlen. Andere Sender kommen kaum oder nur eingeschränkt in Frage
- Man empfängt nur breidbandig die eine Frequenz 433,92 MHz. Die Fuchsjagd muss darauf zugeschnitten sein, dass man mit solche Empfängern auch arbeiten kann, z.B. Einzelfuchs oder eine Kette von Füchsen mit entsprechendem Abstand oder/und abwechselnd sendende Füchse, das Ganze idealerweise in einem Gebiet, dass zu Fuß gelaufen werden kann.
▲ Tips
Viel ist denkbar, aber jeder entscheide selbst, wieviel Feinschliff an so einem billig zusammengestrickten Peilempfänger sinnvoll ist:- An der Stromzuführung und am Signalausgang undbedingt Abblockkondensatoren anbringen und sehr auf kurze Leitungen achten.
- Wenn nahe am Sender das Signal zu stark wird: Die Speiche an der "heißen" Seite des Dipols herausschrauben. Statt zu peilen, kreist man den Fuchs dann "einfach" ein.
- Noch besser: Blechgehäuse (selbst da strahlte das Signal bei mir trotz abgezogener Antenne im Sendernahfeld in den Empfänger ein.
- Dämpfungsglied zwischen Antenne und HF-Eingang des Empfängermoduls.
- Wenn der Kristallohrhörer plötzlich leise wird: Die Dinger setzen SEHR wenig Energie um (eine Spule am Eingang reicht ohne Verstärker tatsächlich, um die 50 Hz Netzfrequenz hörbar zu machen). Deshalb kann es pssieren, dass die Meḿbran nicht "freischüttelt". Alter Trick: Den Ohrhörer moderat gegen Holz oder einen Knöchel klopfen, eventuell auch mehrfach, dann wird er plötzlich wieder lauter. Noch ein Hinweis: Leider streut bei den Kristallohrhörern die Qualität bisweilen und es gibt durchaus sehr laute und sehr leide Exemplare. Da Kristallohrhörer sehr billig sind, kann es sich lohnen, gleich ein paar mehr zu kaufen, zumal man diese wegen ihrer extremen Hochohmigkeit öfter ganz gut gebrauchen kann.
- Statt Kristallohrhörer funktionierte im Test ein ausgelöteter Piezo-Speaker aus einem Fensterbruchmelder hervorragend.
- Technisch besser als Kristallohrhörer wäre ein NF-Übertrager am Signalausgang, wo man einen qualitativ viel hochwertigeren dynamischen Kopfhörer anschließen kann. Es gibt z.B. kleine NF-Übertrager 1300 Ohm zu 8 Ohm bei Amazon für unter 1€, bei denen man einen normalen dynamischen Kopfhörer anschließen kann. Beim Versuch war dieser etwas leiser, als der Kristallohrhörer, klang aber viel runder und vor allem hatte man nicht die Qualitätsprobleme der China-Piezo-Ohrhörer, bei denen oft die Membran klemmt.
- Statt Speichenschrauben kann man Bananenstecker und -Buchsen mit Durchmesser 2 mm nehmen; 2mm-Speichen kann man dann direkt einstecken, andere natürlich via Stecker. Das dürfte mechanisch deutlich einfacher lösbar sein.
- Das Modul RXB6 Version 2 basiert auf SYN500R statt CY590 wie die alte Version. Wer möchte, kann den analogen Ausgang "RSSI" des SYN500R für ein S-Meter nutzen.
Da ich es selbst noch nicht probiert habe, kann ich nur andere Leute wiedergeben: Im Netz hat einer berichtet, dass Pin 14 (RSSI) des Chips SYN500R im Fabrikzustand der Platine allerdings etwas seltsam verbunden wurde.
Er schreibt: "Ich habe R6 an Ort und Stelle gelassen und R7 überbrückt. Auf einer Platine, die ich für meine Untersuchung zerstört hatte, hatte ich R6 entfernt und nichts funktionierte. (...) Ich glaube, R5 dient dazu, den Energiesparmodus zu aktivieren, was ich nicht brauche, also habe ich es nicht versucht." Frank hatte jetzt aber mit folgender Modifikation einen ersten Erfolg: Nach seinem Test schickt das RXB-6 Modul im Werkszustand tatsächlich den Data Output von Pin 7 über R6 an Pin 6. Entfernt man den 0-Ohm Widerstand R6 und lötet ihn an Stelle von R7 ein, funktionierte es.
An Pin 6 ist die Spannung ohne hörbares Signal 0,5 Volt. Mit einem starken FM-Träger in unmittelbarer Nähe steigt die Spannung an Pin 6 auf 0,75 Volt.
Das Foto unten zeigt die Platine mit abgelöteter Abschirmung (wie gesagt, nach bestem Gewissen ohne eigenen Test und Danke an Frank).
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Noch ein geeignetes Empfängermodul wird unter dem Namen RX470-4 verkauft, evtl. identisch mit dem Modul RXB22. Es ist ebenfalls ein Einchip-Superhet, machte in einem Kurztest einen sehr guten Eindruck und brachte es zu einer beeindruckenden Lautstärke im Kristallohrhörer. Leider mit abgeschliffenen Bauteilbezeichnungen und ohne Doku, aber beim RB22 ist definitiv ein SYN470R als Empfängerchip verbaut. Der RX470-4 im Bundle mit dem Sendermodul WL102-341 fand sich für nur 2€ pro Set auf AliExpress bei beeindruckend zügiger Lieferung. Ein RB22 gabs von einem anderen Anbieter auf AliExpress für 1,69€.
Auch hier ist der Aufbau wieder: Antenne an ANT und GND, 3-V-Lithiumzelle an VCC und GND, Kristallohrhörer an DO und GND. Kurze Leitungen, gut abblocken und ggf. schirmen. Fertig.
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Der links zu sehende dynamische Mono-Kopfhörer mit 30 Ohm Impedanz (Amazon 10€) "LINHUIPAD" funktioniert mit der 3,5mm-Stereo-Klinkenbuchse als Einschalter, d.h., links und rechts sind am Stecker oder im Ohrhörer also tatsächlich gebrückt.
Beim Kurztest ohne NF-Übertrager funktionierte der Kopfhörer direkt am Empfängermodul "RX470-4", und zwar mit einem deutlich runderen und schöneren Klang - und nicht so unzuverlässig wie meine vorhandenen alten China-Kristallohrhörer. Nachteil ist vermutlich ein etwas höherer Stromverbrauch. Einen Langzeittest (Durchbrennen der DATA-Endstufe im Chip) wurde noch nicht gemacht. Ein Vergleich der Gleichstrom-Stromaufnahme wäre sicherlich sehr erhellend, dafür hatte ich aber noch keine Zeit.
Der dynamische Mono-Kopfhörer ist aber NICHT für den MICRF002 des ursprünglichen Peilers (siehe www.flohjagd.de) geeignet. Dort ist er viel zu leise, aber immerhin noch hörbar. Den RBX6 mit CY590 konnte ich mit dem Ohrhörer gerade nicht testen, weil ich den aufgebauten Empfänger dverschenkt habe, den RBX6 V2.0 mit SYN500R habe ich noch nicht da. Kommt aber noch...
- Es kann einen Blick lohnen, beim verwendeten Modul/Chip die Zeitkonstante der AGC den Morsezeichen angepasst zu verlängern oder zu verkürzen. Je nach Chip ist es meist nur ein Kondensator, den man durch einen anderen Wert ersetzt.